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BeitragVerfasst: Di 13. Mai 2014, 16:34 
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Registriert: Mo 27. Feb 2012, 18:57
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Am 3. und 4. Mai 2014 fand in England zum 24. Mal die NEFTA Classic statt. Dabei handelt es sich um ein Luftgewehr-Wettkampf, bei dem an beiden Tagen jeweils ein 40-Schuss-FT-Parcours absolviert wird und zusätzlich auf 40 Silhouetten geschossen wird, stehend, unter Zeitdruck. Es handelt sich dabei um einen der Top-Events in der FT-Welt und die Weltmeisterdichte dürfte nicht zu überbieten sein. Aus diesem Grund haben sich zwei deutsche Schützen aufgemacht um an dieser außergewöhnlichen Erfahrung teilzuhaben.

Als Stefan mich gut einen Monat vorher fragte, war die Entscheidung relativ schnell getroffen. Glücklicherweise hatte ich zuvor aus einer Laune heraus die Luftsilhouetten aus Österreich bestellt und hatte nun eine geeignete Verwendung dafür. An die Ergebnisse der Engländer, die schon seit mehreren Jahrzehnten für dieses eine Wochenende trainieren brauchte ich zwar nicht zu denken, ein gutes Training für's Stehend-Schießen ist es aber allemal.

Los ging es am 1. Mai, von einem zentralen Treffpunkt aus, mit dem Auto gen Rotterdam zur Autofähre nach Nordengland. Die Fähre braucht bis zum nächsten Morgen und die Nacht in einer engen Kajüte bei deutlichen Motorvibrationen und Seegang ist gewöhnungsbedürftig. Die 86 Euro für die einfache Fahrt pro Person sind dennoch gut angelegt, da der Zielhafen Hull nur 1 Stunde vom FT-Gelände entfernt ist und man sich die lange Fahrt von Dover aus spart. Nur dumm, dass das erste Mai-Wochenende in Großbritannien Bank-Holiday ist und jedermann am Freitag in den Kurzurlaub fährt. Den gefürchteten englischen Linksverkehr lernten wir also zunächst im Stau bzw. Schritttempo kennen. Zum ersten Mal sahen ich die Automarke Vauxhall mit ihren bekannten Modellen Astra, Corsa oder auch Insignia.

Als Hotel hatten wir, zusammen mit unseren spanischen Freunden, ein modernes Hotel in der Nähe von Wakefield mit angeschlossenem All-You-Can-Eat-Fresstempel ausgesucht. Nach einem mehr als üppigen englischen Frühstück ging es dann nach Redfearn zum Probeschießen, Überprüfen der Waffen und einem kleinen Trainingsparcours. Anschließend machten wir den obligatorischen Stopp bei einem lokalen Waffengeschäft um uns mit exotischen FT-Zubehör auszustatten. Wieder im Hotel wurde der Tag abgerundet von einem ebenfalls üppigen und sehr nahrhaftem All-You-Can-Eat-Abendessen. Die englische Küche war erstaunlicherweise wesentlich besser als man mich vorgewarnt hatte.

Am nächsten Morgen ging es dann gleich los um 8:00 Uhr auf dem Gelände des Emley Moor Field Target Clubs bei Wakefield, Yorkshire, Nordengland. Zuerst die Anmeldung, dann Auspacken der Gewehre und ein kurzes Verweilen auf der Einschießrange. Aufgrund meiner Verwegenheit habe ich mich als AA-Class-Schütze angemeldet (Viel Feind', viel Ehr'!), wurde daher mit den ganzen Top-Schützen eingeteilt und durfte vormittags auf den FT-Kurs und nachmittags zum Silhouettenschießen. Mein Squad-Partner war Simon Ayers, ein echter Meister mit dem Luftgewehr und man kann sich sehr entspannt mit ihm unterhalten.

Der Parcour war dann doch etwas anders, als in Deutschland üblich. Erste Überraschung: keine Stoppuhren. Warum auch, zum Trödeln sind wir doch zu gut. Zweitens: Die Lanes liegen kreuz und quer. Zieht man an einer Schnur, dann hebt man automatisch zwei, drei andere Schnüre ebenfalls an, die über kreuz liegen. Dadurch kann man auf einem begrenzten Gelände viel weitere Entfernungen realisieren. Nachteil: Man muss sich zwischen den beiden Schüssen pro Lane meistens kurz umsetzen. Außerdem waren die Ziele wirklich groß und deutlich lesbar nummeriert, sodass man (fast) unmöglich die falsche Reihenfolge beschießen kann. Dritte Überraschung: Keinerlei Reduzierungen. Der komplette Parcour zeigte nur volle 40 mm Killzonen, dennoch war es alles andere als einfach. Das Beste war aber das Gelände: Ein uriges Waldstück mit Hügeln, Vertiefungen und kleinen Bächen; auf allen Weisenstücken wuchsen frühlingshafte Blauglöckchen die die Landschaft in einen blauen Teppich verwandelten. Sonnenschein, kein Regen. Temparatur waren milde 15 °C und es wehte nur eine leichte Brise, die nicht mehr als 8 cm Windabweichung bedeutete. Wegen unvorhergesehenen V0-Schwankungen gab dann doch nicht das erhoffte Ergebnis, aber die gemachten Erfahrungen waren auch mit nur 32 Treffern unbezahlbar.

Nachmittags ging es dann zum überdachten Schießstand zum Silhouettenschießen. Dabei wird stehend geschossen, ohne Schießjacke, Riemen oder Handschuhe. Man schießt 5 Schuss auf 5 Blechtiere in einer Reihe. Dazu hat man 2:30 Minuten Zeit, dann hat man 1 Minute Pause und schießt nochmals auf die 5 Tierchen. Dann wechselt man eine Bahn weiter und schießt auf weitere Entfernung. Nach insgesamt 40 Schuss ist es dann endlich vorbei und man darf sich hinsetzen um die Ergebnisse des Sqaud-Parnters zu notieren. Die Hühner stehen auf 20 Yards, die Schweine auf 30 Yards, die fiesen kleinen Truthäne auf 36 Yards und die Widder auf 45 Yards. Als Besonderheit gibt es hinterher kleine Abzeichen mit dem jeweiligen Tiermotiv, falls man 5 oder gar 10 Tiere in einer Reihe umgelegt hat. Hat man es geschafft überhaupt keines von 5 Tieren zu treffen, gibt es eine kleine Ente. Das fünfte Schwein ist golden und ein Treffer berechtigt zur Teilnahme an der Tombola mit vielen tollen Preisen; erstaunlich, wie viele Leute da die Nerven verlieren.

Mein Ergebnis war unvorhergesehen schlecht. Nach einer Serie von 5 Treffern auf die ersten Hühner verlor ich die Nerven und passte mich der hohen Geschwindigkeit der anderen 15 Schützen an, sodass auch ich nach dem fünften Schuss knapp eine Minute warten durfte bis das Signal "Feuer einstellen" kam. Zumindest war ich konstant und habe an beiden Tagen das gleiche 23 Treffer-Ergebnis geschossen. Resultat: zwei 5er Hühner und keinerlei Enten. Im Training geht's doch leichter. Um einen Eindruck von dieser ganz speziellen Art des Schießens zu bekommen, habe ich ein kleines Video bei Youtube hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=f7rl9XBmMT4

Abends ging es dann mit einem Großteil der Schützen zum gemeinsamen Abendessen. Richtig, wieder zu Taybarns All-You-Can-Eat. Ich sollte langsam mal über eine Diät nachdenken. Die Engländer sind sehr nette Gesprächspartner und können jede Menge Fleisch wegspachteln. Morgens dann wieder All-You-Can-Eat-Frühstück und raus auf die Lanes. Diesmal erreichte ich wenigstens 85% Treffer, das Minimum für AA-Schützen. Mittags dann ein nahrhafter Hamburger mit dick Bacon an der Imbissbude auf dem Gelände genossen und dann wieder gezeigt, dass man beim Silhouettenschießen die perfekten Trainingsergebnisse nicht so leicht auf den Wettkampf übertragen kann. Mein Ergebnis von Platz 50 bei 112 Startern liegt dennoch im guten Mittelfeld. Danach wurde alles verpackt und reisefertig gemacht. Bevor es zur Siegerehrung kam, mussten noch einige Stechen geschossen werden, da es wegen der vielen Klassen mehrere unterschiedliche Preise gab. Es gibt die AA-Class, dann auch A-, B-, C-, SFT-Class und R-Class (Recoiling) für die Prellerschützen, zusätzlich noch die Junioren. Die höchsten Preise wurden verteilt auf die Gewinner des FT-Teils beider Tage, auf den Gewinner des Silhouetten-Teils beider Tage und auf den Gesamtsieger aller Teile zusammen. Die genauen Ergebnisse gibt es hier: https://sites.google.com/site/neftauk/H ... 14-results

So lange konnten wir allerdings nicht bleiben, denn Abends fuhr schon die Fähre und die späteste Zeit zum Einchecken durfte nicht überschritten werden. Das heißt, keine Siegerehrung und auch keine Verlosung der riesigen Menge an gesponsorten Sachpreisen. Das sollte uns zukünftig nicht mehr passieren und ein weiterer Tag zum Sightseeing wäre sinnvoll gewesen. Nach Verabschiedung bei den ganzen Organisatoren und Schützen ging es daher los gen Kingston upon Hull. Da die Bank-Holiday noch bis Dienstag ging wurde mit komplett freien Straßen gerechnet und 5 Minuten vorm Hochklappen der Zugbrücke fuhren wir in den Laderaum der Fähre. Die Rückfahrt war genauso aufregend wie die Hinfahrt und nach 5 Tagen war man ziemlich kaputt zuhause angekommen, dennoch um eine Menge Erfahrungen und einige Gramm Körpergewicht reicher.

Bilder gibt es auf Google+: https://plus.google.com/u/0/photos/1017 ... 2993626097


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BeitragVerfasst: Di 13. Mai 2014, 16:52 
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Beiträge: 300
Hatte Euch schon auf Bildern bei shooting the breeze gesehen. Schön hier auch einen kleinen Bericht zu lesen.


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BeitragVerfasst: Mi 14. Mai 2014, 21:24 
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Registriert: Mo 12. Jul 2010, 14:50
Beiträge: 191
Hallo Alex,

danke für den informativen Bericht. Zwei deutsche in der Höhle des Löwen. :D
Gut ,dass Stefan doch nicht alleine fahren musste.Ihr habt euch wacker geschlagen.

Hätte ich nicht diverse Problemchen,wäre ich sicher auch mitgefahren.

Gruß Thomas


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